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Über die Arbeit an den Preisbüchern 2013

Heinz Janisch über die Arbeit am Buch Rita. Das Mädchen mit der roten Badekappe

Wo oder besser gefragt: Wie beginnt eine Geschichte wie die von Rita?

Durch die Beobachtung eines Mädchens im Schwimmbad und Erinnerungen an eigene Mutproben ...

Was war zuerst da? Rita mit der Badekappe? Oder die überraschende, gleichzeitig aber sehr eingängige Schlusspointe?

Die Idee, dass das Mädchen nicht springen wird, war sofort da. Auch der "Feigling!"-Ruf des Jungen. Über die richtige Antwort darauf habe ich lange nachgedacht. Ich wollte in einem Satz zeigen, dass sich Rita "wie ein Fisch im Wasser fühlt", dass sie weiß, wer sie ist, was sie kann und dass sie auf ihre Art eine wunderbare Ich-Stärke hat. Im Satz "Fische springen nicht von Türmen" ist das alles enthalten. Man kann – ausgehend vom Buch – mit Kindern gut über Themen wie Feigheit, Mut und Mutproben reden… Man hört da erstaunliche Geschichten.

War der Text fertig, als er zur Illustratorin kam?

Die fertigen Texte sind immer zuerst da, dann freue ich mich auf die Ideen und Bilder der jeweiligen Illustratorinnen oder Illustratoren dazu.

Wie schreiben Sie? Ausgehend von einer Story, die Sie sprachlich immer weiter verdichten? Und was ist Ihnen bei einer Geschichte, die für Kinder erzählt wird, besonders wichtig?

Am Anfang steht eine Beobachtung, eine Stimmung, ein Gefühl, eine Erinnerung.

Dann versuche ich das mit Sprache einzukreisen. Aus vielen Sätzen werden immer weniger, bis ich das Gefühl habe, im Zentrum zu sein, den Kern berührt zu haben.

Was mir bei Geschichten wichtig ist: Dass sie jemand gleichsam mit den Fingerspitzen antupfen und sagen: Kennst du das Gefühl? Hast du das auch schon mal erlebt oder geträumt? Wie schauen Deine Ideen dazu aus?

Ihre Bilderbücher zeichnen sich durch vieles aus, besonders aber durch ihre Klarheit in der Sprache und ihre Offenheit für den Leser und Betrachter. Klarheit und Offenheit: Wären das zwei Wörter, mit denen Sie selbst Ihre Bücher beschreiben würden?

Klarheit und Offenheit sind mir sehr willkommen. Ich würde noch Neugier und Freude am Leben dazuschreiben.

Wie lief die Zusammenarbeit mit der Illustratorin Ingrid Godon?

Wir haben per E-Mail kommuniziert, der Kontakt ging über die Verlegerin Natalie Tornai. Freundliche Mails und viele Skizzen und Ideen gingen da auf Englisch und Französisch hin und her. Es war eine angenehme, unkomplizierte und anregende Zusammenarbeit.

Ingrid Godon über die Arbeit am Buch Rita. Das Mädchen mit der roten Badekappe

Sie leben in Lier, Belgien, Heinz Janisch ist in Wien zuhause, der Bloomsbury Verlag und Natalie Tornai in Berlin. Wie findet man da zu einem gemeinsamen Buchprojekt zusammen?

Wie Rita entstanden ist? Natalie Tornai vom Bloomsbury Verlag bot mir Heinz' Text an und schlug mir vor, ihn zu illustrieren. Sie kennt meine Arbeit bereits seit einiger Zeit und wir waren einander auch schon begegnet. Ich fand den Text sehr schön und poetisch. Eine kleine, intime Geschichte, wie man sie selten liest, und dafür habe ich eine Schwäche. Ich konnte gleich die Atmosphäre spüren und stellte mir auch Bilder dabei vor. Das ist für mich eine Voraussetzung, sonst illustriere ich ein Buch nicht.

Wie arbeiteten Sie als bildende Künstlerin mit dem Text von Heinz Janisch?

Inspiration fand ich in dem Schwimmbad, in dem ich jede Woche schwimmen gehe. Ich bin jemand, der ständig beobachtet, und in der Zeit, in der ich an dem Buch arbeitete, habe ich alles, was in und um das Schwimmbad herum vor sich ging, mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Mich fasziniert es, Menschen beim Schwimmen zu beobachten. Auch unter Wasser.

Ich bin jemand, der eine Deadline braucht. Je näher, desto lieber. Mein größtes Talent ist es, vom Zeichentisch zu fliehen. Ich schiebe gerne wichtige Dinge vor mir her und erledige zuerst scheinbar dringendere Sachen. Alles, bloß nicht anfangen! Kurz gesagt: Es muss erst Panik in der Luft liegen, bevor ich mich tatsächlich dransetze. Wenn es keinen Ausweg mehr gibt, passiert es. Dann bin ich begeistert, konzentriert und inspiriert. Dann arbeite ich weiter, bis alles stimmt, und bin dann auch sehr kritisch und streng. Ich stelle immer hohe Ansprüche, bei jedem Buch. Es ist dabei nicht immer ganz einfach, Distanz zu seiner Arbeit zu wahren. Ich arbeite zuhause und allein. Ich bin immer meine eigene Jury.
Das ist also meine Muse: die Deadline. Klingt wenig romantisch, das weiß ich.

Als erstes habe ich das Storyboard gezeichnet. Ich schickte es Natalie, die es anschließend mit Heinz besprach. Leider konnte ich nicht dabei sein, dafür ist die Entfernung zwischen Lier und Wien etwas zu groß. Wir lagen gleich auf derselben Wellenlänge, was natürlich sehr erfreulich ist.
Für dieses Buch habe ich eine Art neue Technik erfunden: zeichnen, ausmalen, auf dem Kopierer vergrößern und verkleinern, zerschneiden und dann alles als Collage zu einer schönen Komposition anordnen. Ich arbeite schon sehr lange mit Öl oder Gouache auf grauem Karton. Bei Rita habe ich mich für weißes Papier entschieden, das macht das Buch so klar und frisch.

Ich zeichne gerne suggestiv und direkt aus dem Bauch. Poesie, Stimmung, Gefühl, Raum und schöne, ausgesuchte Kompositionen sind mir sehr wichtig. Es darf vor allem nicht zu viel zu sehen sein, dann kann sich der Leser selbst noch etwas hinzudenken. Eine Zeichnung muss atmen können, sonst lebt die Illustration nicht.

Die Gestaltung ist von mir. Ich konnte bestimmen, wo der Text und die Zeichnungen stehen sollten. Schön, das selbst entscheiden zu können.
Auch das Format des Buches konnte ich selbst bestimmen.

Erzählen Sie uns doch noch etwas über sich selbst und Ihren Werdegang. Wie sind Sie zur Illustration gekommen?

Mein Lebenslauf ... Eigentlich bin ich Autodidakt. Ich habe keine wirkliche Ausbildung erhalten und auch kein Diplom. An der Akademie, wo ich ein ganz anderes Fach belegt hatte, fiel ich einem Lehrer auf, Rik Van den Brande, der selbst Illustrator war und hervorragend zeichnete. Bei ihm erhielt ich eine Art Ausbildung, aber schon nach einem Jahr musste ich selbst meinen Weg finden.

Inzwischen arbeite ich seit 33 Jahren als freiberufliche Illustratorin. Ungefähr 20 Jahre lang zeichnete ich für Lernbücher und Kinderzeitschriften. Dort habe ich das Handwerk gelernt. Ab dem Jahr 2000 erhielt ich mehr und mehr Aufträge für Bilderbücher, auch von ausländischen Verlagen. Jetzt illustriere ich ausschließlich Bilderbücher, von denen viele in bis zu 40 Sprachen übersetzt wurden.

Mein erstes eigenes Bilderbuch gewann mehrere Preise. Der Titel lautet Wachten op Matroos (Text von Andre Sollie) und wurde in Deutschland unter dem Titel Warten auf Seemann herausgebracht. Ich gewann damit einen "Goldenen Griffel", den "Bücherpfau" und einen "Bücherwelpen". Außerdem gewann ich eine "Bücherfeder" für Morgen was het feest (Text von Toon Tellegen), auf Deutsch Morgen gibt's ein Fest. Ich wünschte (Text von Toon Tellegen) ist ein Porträtbuch, das für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 nominiert wurde.

Heinz Janisch bin ich letztes Jahr in Bologna zum ersten Mal begegnet. Es war ein sehr angenehmes Kennenlernen. Er war begeistert von meiner Arbeit und das freute mich natürlich sehr. Dafür macht man es ja schließlich. Und jetzt dieser Preis, über den ich mich so wahnsinnig freue.

Saskia Hula über die Arbeit am Buch Die beste Bande der Welt

Sie bewegen sich mit Ihrem Buch im großen und aktuellen Themenfeld von Zusammengehören und Vielfalt, Gruppe und Individualität. Wie kann denn das Gemeinsam-Sein und gleichzeitig Man-Selber-Sein gelingen?

Gemeinsam-Sein ist toll. Allein-Sein ist auch toll.
Am besten ist es natürlich, wenn man sich aussuchen kann, ob man gerade allein ist oder mit anderen zusammen. Am allerbesten ist es, wenn man sich sogar aussuchen kann, mit wem man gerade zusammen ist. Leider geht das nicht immer, deswegen sollte man – wie immer es gerade ist – das Beste daraus machen. Und komischerweise wird man für die anderen manchmal gerade dadurch interessant, dass man – offensichtlich – nicht unbedingt dort dazugehören möchte, wo man – eigentlich – furchtbar gern dazugehören möchte. Das sind wohl so die Gesetze im Zusammensein. Gut ist, wenn man das möglichst bald lernt. Vor allem deshalb, weil: Selbst wenn es nicht funktioniert (und natürlich funktioniert es nicht immer), hat man wenigstens eine ganz gute Zeit mit sich allein gehabt. Und das ist nicht das Schlechteste. So hat es also jedenfalls Oskar gemacht.

Waren Sie als Kind Mitglied einer Bande? Oder gar Bandenchefin?

Ich selbst hatte nie eine Bande, leider. Aber ich hatte einen Club, und zwar einen sehr geheimen. Mit Geheimnamen und Geheimplänen und sonst noch allem möglichem Geheimen. Wir hatten nicht viel mehr zu tun als geheim zu sein, aber das hat uns wochenlang beschäftigt. Der geheime Club, das waren übrigens unser Nachbarsbub und ich (und zur Not noch meine kleinen Schwestern, aber die waren eigentlich echt zu klein dafür). Insofern hatten wir damals auch schon so etwas wie den kleinsten Geheimclub der Welt. Und es hat sehr viel Spaß gemacht! Das Schöne an Banden (und Geheimclubs und überhaupt solchen Dingen) ist nämlich genau das: Sie haben keinen tieferen Sinn, es kommt nichts Besonderes heraus, sie sind für niemand anderen wichtig. Aber sie machen einen Riesenspaß. Daran sollte man übrigens auch als Erwachsener immer wieder einmal denken: Möglichst viele Dinge zu tun, die Freude machen, ganz egal, wie nützlich sie sind.

Ina Hattenhauer über die Arbeit am Buch Die beste Bande der Welt

Die beste Bande der Welt beschäftigt sich mit dem großen Thema Gruppe und Individualität. Wie kann denn das Gemeinsam-Sein und gleichzeitig Man-Selber-Sein gelingen?

Ich denke, dadurch, dass man den anderen und sich selbst achtet.
So kann man auf den anderen eingehen, ohne dabei selbst einzugehen.

Waren Sie jemals Mitglied einer Bande?

Nur einmal wurde mir eine Mitgliedschaft in einer Bande "angeboten". Die großen Mädchen hatten sich seit einiger Zeit in der Schulhofecke hinter den Büschen verschanzt. Als ich nachschauen wollte, was die da taten, wurde der Weg versperrt. Ich hätte erst passieren dürfen, wenn ich einen Regenwurm gegessen hätte. Wir Kleinen haben uns dann zusammengerottet und versucht die Ecke zu stürmen. Wir wollten den Regenwurm retten.

Wie wichtig ist es denn dazuzugehören?

Als Kind beziehungsweise Jugendlicher ist es sehr wichtig dazuzugehören. Da fühlt es sich vielleicht schneller an, als wäre man nicht genug. Als Erwachsener weiß man um die Vielseitigkeit des Menschseins, vertraut mehr auf sich. Solche Phasen, in denen man mal nicht dazugehört, erlebt man dann eventuell anders, eben nicht unbedingt als belastend.

Brauchen Kinder Geheimnisse?

Das Leben braucht unbedingt Geheimnisse! Denn dort, wo Geheimnisse sind, ist die Neugier. Und die ist eine wunderbare Triebkraft.

Wie setzt man eine solche Geschichte in Bilder um?

Bei Texten, die mich ansprechen, fließt das einfach. Zum Beispiel hatte ich bei der Bande gleich den Oskar im Baum und die baumelnden Beine darunter im Kopf. Genau so sieht jetzt das Cover aus.

Was war Ihnen wichtig bei der Illustration?

Wichtig ist mir beim Illustrieren immer, dass der Ton und die Stimmung, die nach dem Lesen noch in mir nachhallen, auch ihren Weg in die Bilder finden. Saskias Erzählung über Oskar ist so positiv – er packt einfach an und empfängt alle mit offenen Armen. Das wollte ich auch in die Bilder bringen. In den Illustrationen gibt es viel (Weiß-)Raum, der die Figuren machen lässt. Wichtig ist natürlich der Kastanienbaum – der Ort, an dem sich alles bindet und sammelt. Zudem habe ich öfters Konturen weggelassen, als auch gescannte Bleistift- und Tuschestrukturen hinzugefügt, wodurch alles etwas weicher und lebendiger wird.

Michael Roher über die Arbeit am Buch Oma, Huhn und Kümmelfritz

Einen besseren Start als Illustrator wie den Ihren mit Fridolin Franse frisiert kann man sich wohl nicht wünschen. Seit Ihrem Erstling ist eine Fülle von Büchern entstanden. Sie haben Bücher anderer Autoren illustriert, zeichnen in mehreren Bücher für Bild und Text verantwortlich und legen nun mit Oma, Huhn und Kümmelfritz ein wunderbares Kinderbuch auf rund 100 Seiten vor. Wie kommt man zu einem so erlesenen Personal, wie Ihre Leser es in diesem Buch finden können?

Am Anfang von Oma, Huhn und Kümmelfritz war ein Satz: "Ich brauche sofort einen Plunder!, sagte das Huhn gleich nach dem Aufstehen." Der ist mir aus einer anderen Geschichte gewissermaßen übrig geblieben und wollte mich nicht mehr loslassen. Was das wohl für ein Huhn sein muss, dem so ein Satz über die Lippen beziehungsweise über den Schnabel kommt. Im Spiel mit meinem Sohn habe ich einem Stofftier (dem Zauberfisch) Leben eingehaucht und es sprechen lassen. Plötzlich war da ein selbstverliebter, größenwahnsinniger Charakter geboren, der genau zu meiner Vorstellung vom Huhn gepasst hat. Und dieses Huhn wollte ich unbedingt kennen lernen und mich von seinen Ideen mitreißen lassen. Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass ich gedanklich sehr oft in meine eigene Kindheit "gerutscht" bin, und so fließen sowohl Elemente wie die rostige Regentonne im Bach als auch Namen wie der Herr Lammbauer aus meiner persönlichen Erinnerung ein. Der Rest ist interessanterweise in dem Moment, als ich einmal im Schreiben war, sehr schnell gekommen. Irgendwie haben sich die Figuren einfach verselbständigt. Ich hatte mir ursprünglich nicht überlegt, wohin mich dieser Text führen wird, geschweige denn hätte ich gedacht, dass daraus ein ganzes Buch wird.

Gibt es weitere Schreibprojekte? Und geht Michael Roher nun endgültig unter die Autoren?

Ich sehe mich nach wie vor mehr als Illustrator und war selbst überrascht, dass da auf einmal so viel Text war. Was die Zukunft betrifft, kann ich deshalb auch nichts Konkretes sagen. Vielleicht werde ich noch die eine oder andere kurze oder lange Geschichte schreiben. Aber meine große Leidenschaft gilt sicher weiterhin der Arbeit an den Bildern.

Golatschen, grantig, Kapselpracker und pumperlgesund: Sie mögen das österreichische Deutsch, oder?

Die Sache mit der österreichisch gefärbten Sprache hat sich, denke ich, daraus ergeben, dass ich selber so rede und mir oft nicht einmal bewusst war, dass man dieses oder jenes Wort in Deutschland gar nicht verstehen würde. Aber ja, ich mag das österreichische Deutsch. Und ich esse gern: Grießnockerln und Marillenknödel und Mohnnudeln und Zwetschkenröster.

Lilly Axster und Christine Aebi über die Arbeit am Buch "DAS machen?"

Sie widmen sich in Ihren Büchern immer wieder schwierigen und heiklen Themen, die Sie dann sowohl in den Bildern als auch im Text einzigartig umsetzen. Erzählen Sie uns, wie es zu "DAS machen?" kam?

Wir wurden als Kinder ziemlich allein gelassen mit vielen Gedanken, Fantasien und Fragen zur Sexualität. Es wäre gut gewesen, Ansprechpersonen dafür zu haben. Das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass es okay ist, sich damit zu beschäftigen. Das große Vakuum füllen zu können. Darum wäre es gegangen.

Die Arbeit am Buch haben wir begonnen, um herauszufinden, was für Bilder und Gedanken wir uns als Kinder gewünscht hätten und welche wir heute als Erwachsene genauso interessant finden.

Zudem fanden wir, dass es (noch immer) kein (deutschsprachiges) Buch gibt, das Kinder dort abholt, wo sie selber stehen, anstatt ihnen zu erklären, wie Sex einmal sein wird, wenn sie groß sind. Nur ein Buch ist uns bekannt, dass Kinder als ExpertInnen anspricht in Sachen kindliche Sexualität, The Playbook for kids about sex.¹ Es beginnt mit der Frage "Warum, glaubst du, möchten die Erwachsenen, mit denen du lebst, dass du dieses Buch liest?" Dieser Zugang ermöglicht einen sehr feinfühligen Einstieg in das, was bei dem Thema alles mitschwingt, und unser Wunsch war, in diese Richtung weiterzudenken.

Wir haben das Buch auch gemacht, weil heute Kinder überall Bilder von Sex sehen, aber kaum jemand redet mit ihnen darüber. Sie wissen nicht, was sie von den Bildern halten sollen. Ob sie sie interessant oder unangenehm finden, verwirrend, peinlich oder aufregend. Unser Buch ist auch dazu da, nicht allein mit dieser Bilderflut zu sein, sondern ins Gespräch kommen zu können.

Zuerst gab es nur einen Comic. Dann Lillys Theaterstück Nins Archiv² über ein Kind zwischen den Geschlechtern, das Fragen und Geschichten zu Sexualität und Geschlechterrollen sammelt. Inspiriert von diesem virtuellen Archiv³ hat Christine Ausdrucksmöglichkeiten gesucht für kindliche Körper, für Kleidung und Nacktheit, Intimität und Schamgrenzen, ohne voyeuristisch zu werden oder den dargestellten Kindern zu nahe zu treten. Sie wollte für sich herausfinden, was sie bildnerisch und inhaltlich rund um das Thema interessiert – als Erwachsene und damals als Kind. Erst dann hat Lilly geschrieben. Dabei wurde klar, dass es sich um einen Text wie eine Chronik handeln muss und um einen Zugang, der Archivcharakter hat, im Sinne von sammeln, nebeneinander stellen, erforschen. Alles andere wurde schnell zu intim oder zu psychologisch oder zu schwer. So gingen zig Bildentwürfe und Textvorschläge zwischen der Schweiz und Österreich hin und her, jahrelang.

¹ Joani Blank, Marcia Quackenbush, San Francisco 1980, leider vergriffen, aber auf Englisch zum Download auf http://www.joaniblank.com/kidsbooks.htm
² Verlag der Autoren, Frankfurt/Main 2008
³ Gestaltung: Helga Hofbauer und Bernadette Dewald