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Über die Arbeit an den Preisbüchern 2024

Sieben Bilder pro Schöpfungstag
Linda Wolfsgruber über ihre Arbeit an „sieben. die schöpfung“

Die Schöpfungsgeschichte wollte ich schon vor zehn Jahren illustrieren, aber es blieb nur bei einem Storyboard. Dieses ruhte in meiner Schublade bis zu einem Gespräch mit Sabine Fuchs, die mich wieder daran erinnerte. So fand ich, dass es nun der richtige Zeitpunkt war, dieses Buch zu machen. Die sieben Tage waren es dann auch, die mich zu dem Entschluss führten, sieben Bilder pro Schöpfungstag zu gestalten. Die ersten Illustrationen habe ich collagiert, dann kamen Monotypien dazu, die sich wunderbar für den zweiten, dritten und vierten Tag der Schöpfungsgeschichte eigneten. Ein Werk von Paul Klee hat mich dazu inspiriert, für weitere Bilder die Kratztechnik zu verwenden, die ich bereits als Kind in der Schule gelernt habe. Als Grundlage habe ich mit mehreren Übersetzungen gearbeitet. Ich habe versucht, die Bilder so zu gestalten, dass die Vielfalt der Natur und der Lebewesen gut zum Ausdruck kommt. Die Arbeit an diesem Buch war für mich wie ein großes Fest, weil ich aus meinen gesammelten Skizzenbüchern alles herausholen konnte, was ich in den Jahren davor zeichnerisch gesammelt hatte.

Stell dir vor
Lilly Axster über ihre Arbeit an „Ich sage Hallo und dann NICHTS“

Auslöser für das Buch war ein Theaterstück, das ich vor vielen Jahren geschrieben habe. Es war ein Kurzstück, das gemeinsam mit anderen Mini-Dramen zur Einweihung des Dschungel Wien – Theaterhaus für junges Publikum uraufgeführt wurde. Mein Stück war damals weder Fisch noch Fleisch, also auf eine Art unfertig, aber zwei der Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen: Pokerface & Milchgesicht. Sie wollte ich näher kennenlernen und vom Theatertext in eine Romanform bringen. Über viele Umwege ist daraus „Ich sage Hallo und dann NICHTS“ geworden, Pokerface & Milchgesicht mussten ihre Namen ändern, aber das, was ich an den beiden immer sehr mochte, haben sie in den Roman hinübergerettet.

„Ich sage Hallo und dann NICHTS“ erzählt u.a. von der jugendlichen Person Jecinta, die alle Kategorien abwirft, sogar den Namen und sich nur noch J. (Jay) nennt. Das ist ein Stück weit autobiografisch. Als queere Jugendliche fühlte ich mich in dem kleinen Ort, in dem ich aufgewachsen bin in den 1960er und 1970er Jahren, nie passend und wollte auch nicht passend sein. So habe ich versucht, alles gleichzeitig bzw. nichts von allem zu sein. Eine Art Gegenthese zu dem, was sich als jugendliche Norm gesetzt hat in der Schule, in der ich war, und in dem Umfeld, in dem ich mich bewegt habe.

Ich schreibe jeden Text, egal, welches Genre, mit der Technik des automatischen Schreibens, d. h. ich gebe mir eine Aufgabe, einen Startpunkt, die Situation einer Figur und schreibe (mit der Hand) drauflos mit der Vorgabe, den Stift nicht abzusetzen. Beispielsweise habe ich Pokerface und Milchgesicht miteinander frühstücken lassen oder der Figur, zu der sie als innere Stimmen gehören, zuschauen lassen, wie diese sich verliebt. Meine Vorgabe an mich selbst war, jeden Satz mit „Stell dir vor“ zu beginnen. Dabei ist folgender Dialog herausgekommen, der es auch ins Buch geschafft hat:

Stell dir vor, du holst die Sterne vom Himmel und dann hast du sie alle hier herumliegen und weißt nicht, was du mit ihnen machen sollst. 
Stell dir vor, du willst eine Flaschenpost abschicken und findest keinen Korken. 
Stell dir vor, die Liebe irrt sich in der Tür. 
Stell dir vor, die Liebe liebt sich selbst am meisten.

Es ist schön zu sehen, wie Text und Illustrationen immer mehr eins werden 
Petra Piuk und Gemma Palacio über ihre Arbeit an „Josch, der Froschkönig. Ein Nicht-Märchen

Anfang. Angefangen hat alles mit Rotkäppchen. Unsere Lektorin Tanja Raich hat Gemma und mich zusammengebracht und gemeint: Die zwei sind ein Match. Und so war es! Unser erstes Nicht-Märchen hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir ein zweites machen wollten. Wir haben auch ein neues Buch als Vorwand gebraucht, um wieder gemeinsam lesen zu können. Wir haben da immer eine tolle Zeit! Gemma zeichnet live und mit ihr ist es immer so lustig. Ich glaube, wir haben immer am meisten Spaß bei den Lesungen. Na, die Kinder hoffentlich auch! 

Schreiben. Ich habe überlegt, wer die Figuren heute sein könnten. So wurde aus der Königstochter Sara König, die am ausgetrockneten Teich der Wohnsiedlung mit dem Fußball spielt. Außerdem habe ich das Original immer als Liebesgeschichte vom Froschkönig und dem Eisernen Heinrich gelesen und wollte ihnen ein neues Ende schreiben. Das waren die Ausgangspunkte, die ich irgendwie zusammenbringen musste. Die Figuren erarbeite ich mir schreibend. Parallel dazu arbeite ich an der Handlung. Dafür klebe ich die Wände mit Packpapier voll. Es braucht sehr viele Versuche, bis Handlung, Figuren und Form zusammengehen. Wenn der erste Textentwurf fertig ist, schicke ich ihn Gemma. 

Zeichnen. Ich freue mich immer, wenn ich den ersten Entwurf lese: Aha, dieses Mal gehen wir auf eine Party! Bei mir gibt es bei jedem Projekt zwei Phasen. In der ersten Phase konzentriere ich mich auf die Charaktere und die Ästhetik der Geschichte und des Storyboards, in der zweiten auf die Illustrationen. 

Recherche. Ich habe Bücher gelesen, Dokus geschaut, im Internet recherchiert, war in der Natur. Durch das Buch bin ich zum großen Frosch-Fan geworden! Ich habe auch so viel über Frösche gelernt. Und die Kinder erzählen uns immer wieder neue Froschgeschichten. 

Orte. In der ersten Phase gehe ich mit Papier und Stiften in die Bibliothek oder in den Park. Das inspiriert mich. Mir geht es auch so. Ich schreibe gerne in Cafés und im Zug. Wenn ich mich konzentrieren muss, setze ich mich frühmorgens an den Schreibtisch. Für die zweite Phase brauche ich auch Ruhe, da arbeite ich auf dem Tablet in meinem Atelier. 

Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit ist so inspirierend. Ich liebe Gemmas Zeichnungen. Und es ist schön zu sehen, wie Text und Illustrationen immer mehr eins werden. Es ist ein gutes Gleichgewicht, in dem jede ein Maximum an Freiheit und Unabhängigkeit hat, und dann gibt es wirklich wertvolle Momente des Austauschs. Und Spieleabende. Ein Teil der Geschichte ist als Würfelspiel gestaltet. Da haben wir viele Proberunden gespielt. Über Zoom, weil wir in unterschiedlichen Städten wohnen. Mit einem digitalen Würfel. Tanja hat die Spielidee auch sofort geliebt. Sie unterstützt immer unsere verrückten Ideen.

Illustration zu Josch. (c) Gemma Palacio
Illustration zu josch 2. Foto: Gemma Palacio

von resonanzen und stillstehend bewegenden tieren 
Michael Hammerschmid über seine Arbeit an „stopptanzstill! Wiener Tier Figuren Gedichte“

ein email, dann ein anruf. peter stuiber vom wien museum am telefon. ob ich einen gedichtband zu den tierfiguren der stadt und im wien museum im auftrag des museums schreiben könne? zu welchen tierfiguren? zu den tieren in form von skulpturen, mosaiken, z. b. auf brunnen, häuserfassaden, als hauszeichen, wie sie bis ins 18. jhdt das stadtbild prägten, etc.? ja, sage ich weniger zögernd, als ich es sagen möchte. erste skizzen folgen. es geht! die tiere sprechen zu mir, so können, sollen auch die gedichte sprechen, mit ihnen, mit sich, untereinander, in ihrer gestalt, als ich oder du, als wir oder die oder der oder irgendwer. ich merke eine euphorie in mir. auch mein gegenüber, peter stuiber, sonja gruber, andrea ruscher vom museum, und der grafiker tom koch begegnen mir mit ansteckend freudiger professionalität, die wiederum in mir resonanz findet. wir sichten aberhunderte fotos von tierobjekten, die stadt beginnt zu leben, dann das auswählen, aber man lässt mir alle freiheit: und tatsächlich scheinen mich manche tiere besonders zum schreiben zu bringen. mich, der ich bislang – als kinderlyriker – fast kein einziges tiergedicht geschrieben hatte! jetzt aber fließt es, zwischen verschiedenen materialien, ästhetiken, formen, fragen, über viele – vor allem prähistorische – tierfiguren aus dem museum gibt es kaum gesichertes zu wissen, gilt es verbindungen zu finden. doch gerade auch die tiere mit fragezeichen haben mehr zu erzählen, als in ein gedicht passt. oder doch? darin sehe ich meine aufgabe, so konzentriert und frei als möglich, dialoge zu (er)finden, nuancen lesbar, hörbar, sichtbar zu machen. dazu kommt die bildnerisch-grafische sprache tom kochs, der sich mit jedem detail auseinandersetzt und ein ästhetisch ganzes schafft, auch hier ein fruchtbarer dialog, und stephan doleschal fotografiert viele der objekte neu, licht und perspektive stimmen, das projekt surrt, das schiff ist getakelt, der austausch ein vergnügen, und (mehr als) 40 gedichte entstehen. im picus-verlag findet es einen hafen. der autor dankt allen beteiligen und der wal, maskottchen des museums, ein wundersamer riese, hebt vorsichtig ab.